26.Feb.2023

Liebe

„Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts”, heißt es im ersten Brief an Korinther (13:2). 

Hätte oder wäre ich die Liebe?

Nein, keine Sorge, ich möchte hiermit keine kirchlichen Belehrungen starten. Aber müsste es nicht heißen „…. Und WÄRE ich die Liebe nicht, so wäre ich nichts”?

Kann man die Liebe überhaupt haben? Impliziert das Haben nicht auch das Besitzen? Haben oder besitzen lassen sich doch lediglich materielle Dinge, oder nicht? Ja, auch ethisch-moralische Werte hat der einer oder andere, aber dann im Sinne einer inneren Überzeugung oder einer Lebenseinstellung. Diese sind zwar nicht materiell, doch sie deuten auf eine bestimmte für sich angenommene Lebensweise hin. 

Was ist Liebe überhaupt?

Und was ist denn die Liebe? Kann man sie vielleicht doch haben? Sie ist aber nicht materiell! Sie ist auch keine Lebenseinstellung oder Überzeugung. Nun… jemand könnte behaupten – sollte er / sie von einer anderen Person geliebt werden – dann dessen / deren Liebe zu haben. Doch auch hier die Frage: Hat man sie dann auch, diese Liebe? Oder ist sie „nur” ein Gefühl, das die liebende und das die geliebte Person, jeder für sich individuell wahrnehmen? Wobei, auch an dieser Stelle ist eine Differenzierung von Nöten: Wenn ich liebe, dann ist es etwas, was ich „habe”, denn es ist in mir. Wenn ich geliebt werde, kann ich die Liebe des anderen jedoch nicht haben. Ich kann sie nicht besitzen… ich kann mich an ihr erfreuen oder sie beglückt mich, aber besitzen tue ich sie nicht. Ich werde geliebt, ganz einfach! Wenn ich liebe, dann bin ich in diesem Gefühl oder das Gefühl ist in mir und meine Liebe erfüllt mich. Wo ist dieses Gefühl denn überhaupt? Im Herzen? Kann ein Herz ein Gefühl herstellen? Ist das Gefühl in mir? Oder noch woanders? Und wo ist denn das „Mir”, das „Ich” überhaupt?

Wissenschaft liefert Antworten?

Die Wissenschaft liefert uns eine klare eindeutige Antwort: Im Gehirn! Unser Gehirn ist tatsächlich schlauer, als wir denken. Denn es trickst uns aus. Wir nehmen zwar die Gefühle in der Herzgegend wahr, doch die „Produktion” von Gefühlen findet im Hirn, im lymbischen System statt! Dann spricht sich das System mit unserem Stammhirn ab und sucht nach Konnotationen mit vergangenen Emotionen. Diese „Erinnerungen” landen im präfrontalen Kortex, dem Zentrum aller unserer gedanklichen Prozesse und werden dann ausgewertet, nach: „Mag ich” oder „mag ich nicht”. Nach „Wohlig” oder „gefährlich”. Nach „Vertraut” oder „fremd”. Und das, was nachher in der Herzgegend wahrnehmbar ist, sind die chemischen Veränderungen im körperlichen Stoffwechsel. Also keine Magie, keine höheren Gefühle! Tja… Pech gehabt! … oder doch?

Seins-Zustand?

Können wir uns zuerst darauf einigen, dass die Liebe ein Zustand ist? Sei es von unserer Festplatte hervorgerufen, sei es woanders herkommend… aber sie ist erst einmal ein Zustand, der im Inneren bei jedem lebendigen und bewussten Wesen vorhanden zu sein scheint. Ein Zustand des Seins also…? 

Aber was ist dieser Seins-Zustand? Ein Bewusstsein? Ein Verstand? Ein Geist? Oder eine Energie? Die Psychologen versuchen das Phänomen des Bewusstseins schon seit langer Zeit zu verstehen. Die Wissenschaft sucht nach Erklärungsansätzen. Doch die dreidimensionale Betrachtungsweise der materiellen Welt bringt uns weiter. Die Quantenphysiker kommen der Sache da etwas näher, indem sie die Materie „entfesseln” und in ein schwingendes Zeit-Raum-Kontinuum stecken. Demnach ist alles, was uns umgibt und uns ausmacht, inklusive dem menschlichen Körper, eine Schwingung. So gesehen ist unser Seins-Zustand ebenfalls eine Schwingung. Und wenn ein Seins-Zustand eine Schwingung ist und die Liebe ein Seins-Zustand, ist es logisch zu behaupten, dass die Liebe ebenfalls eine Schwingung ist. Wir können also zusammenfassend festhalten, dass wir, in unserem Sein eine Schwingung sind! Und wir in dieser Schwingung zeitgleich Liebe sind. Wir müssen uns nur noch für diese uns innewohnende „Liebesfrequenz” öffnen und einschwingen! Und diese Frequenz, dieses Gefühl in unseren Alltag, direkt aus dem Herzen ungefiltert von der Schwingung unseres Verstandes, zulassen. Dann wären wir die / in Liebe.

Korrektur?

Jetzt bedarf es nur noch einer kleinen Korrektur:

„Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und WÄRE die Liebe nicht, so wäre ich nichts”.

Und? Was sagt Ihr dazu?

Was ist die Liebe am Ende der Tage?
Ein Blick?
Eine Geste?
Ein flüchtiges Lächeln?
Ein: „Liebe Dich”, signiert in der Stille des Seins?
Oder Zweifel versteckt in einem Moment?
Was ist die Liebe, wer weiß?
Die Nähe der Decke am Morgen danach?
Oder Duft von Zitrone am Mittag davor?

Eine Schwingung zweier Wesen durch Raum und Zeit
Ohne Grenzen und Schatten, auf ewig vereint.
Was ist nun Liebe? Mein Herz… Ich weiß.

Anah Elia von Stern

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